23.08.2018

All-Inclusive in die Ewigkeit

Feuerbestattung - einmalig günstig

Die britische Preisvergleichs-Website für Bestattungen "Beyond" bewirbt das Tabu-Thema Tod mit typisch britischem Humor - nicht nur zur Freude der LondonerInnen.

Sujets, auf denen unter anderem zwei gut gelaunte Surfer mit Sargdeckel-Surfbrettern Richtung Meer laufen und ein All-Inclusive-Angebot der letzten "One-Way-Reise" beworben wird, polarisieren die Betrachter.

Spiel mit Tabu-Thema

Neben der Szenerie am Strand hat Beyond mit weiteren Plakaten für Aufsehen gesorgt. Eines zeigt eine junge Frau, die ihre Beerdigung im Stil von Hochzeitsvorbereitungen plant. Mit der Bildunterschrift "Für den perfekten Look an Ihrem großen Tag" will die Preisvergleichs-Website Dienstleistungen im Rahmen einer Beerdigung bewerben. Auch ein Sujet im Stil einer Anzeige für Grippemedikamente entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Aufforderung, sich mit dem eigenen Ableben zu beschäftigen.

Die Dachorganisation Transport for London (TFL) hat nun ein Verbot der Kampagne in ihren Verkehrsmitteln und Räumlichkeiten festgelegt. Ein TFL-Sprecher kommentierte das Verbot nun insofern, dass die Transportbehörde eine "ernsthafte Verantwortung" habe sicherzustellen, dass Fahrgäste nicht übermäßig durch den Inhalt von Werbetafeln beleidigt oder verärgert würden.

Damit Sterben richtig gut aussieht
Louisa Böhringer, Geschäftsführerin Österreichischer Werberat

Medienunternehmen übernehmen selbst Verantwortung

Für Louisa Böhringer, Geschäftsführerin des Österreichischen Werberates (ÖWR), ist die Reaktion der TFL ein "sehr schönes Beispiel dafür, dass Medienunternehmen im Hinblick auf Ethik und Moral in der Werbung zunehmend selbst Verantwortung übernehmen. Medienunternehmen dieser Größenordnung sind durch Selbstregulierungsorganisationen der Werbewirtschaft organisiert."

Auch in Österreich sei dies gelebte Praxis. Böhringer: "Wir kooperieren mit allen großen Medienunternehmen des Landes und bieten ihnen in solchen Fällen eine unverbindliche Vorbegutachtung an. Das wird als wesentliche Hilfestellung im Entscheidungsprozess gesehen, ob etwas ethisch und moralisch veröffentlicht werden soll oder nicht."

Nach dem Ethik-Kodex des ÖWR sei die Kampagne vor allem hinsichtlich des Punktes "Ethik und Moral" auch hierzulande kritisch zu hinterfragen gewesen, erklärt Böhringer.

"Enttäuschende Entscheidung"

Bei Beyond hat man für die Entscheidung weniger Verständnis. In einer Stellungnahme erklärt Beyond-Mitbegründer Ian Strang, dass diese Entscheidung "sehr enttäuschend" sei. "Unsere Anzeigen wurden dazu entwickelt, um die Abneigung der Menschen, über den Tod zu sprechen, abzulegen. Wir hoffen, dass sie darüber sogar lächeln können."

Einer deutlich überarbeiteten Reihe der Anzeigen wurde nun jedoch grünes Licht gegeben. Doch selbst die abgeschwächten Versionen ärgern viele Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel in London. Ein Zeichen dafür, dass Sterben auch noch im 21. Jahrhundert in Europa kein Thema sein darf?

Fotos: Louisa-Böhringer.jpg © ÖWR/Kathi Schiffl; Beyond