05.06.2019

Nächster Halt: Glücksgefühl

Kalt, trüb und nass - Schwedens Pendler sind den Großteil des Jahres mit schlechtem Wetter konfrontiert. Aktuelle Untersuchungen zeigten, dass die Bevölkerung in Stockholm die emotional am stärksten belastete Bevölkerungsgruppe in Schweden ist. Dies wurde zum Anlass genommen, um 250 digitalen Plakate in der Stockholmer Metro zu nutzen, die Stimmung der Passanten ein wenig aufzuhellen.

Sie sehen gestresst aus - hier ein Bild von bunten Schläuchen
Cremetorte, Wasserfläche, rosa Smiley- wie fühlen Sie sich heute?

Neuartige Kunsterfahrung

Die Out Of Home - Screens wurden statt mit Werbung temporär mit digitaler Kunst bespielt. Dafür wurden Kunstwerke kreiert, die speziell zur Beseitigung negativer Gefühle wie Müdigkeit, Angst und Stress geschaffen wurden. Der zusätzliche Clou an der Aktion war, dass sich die Auswahl der Bilder basierend auf der Stimmung der Pendler in Echtzeit veränderte. Bei Müdigkeit wurden andere Bilder angezeigt als bei Angst oder Stress.

"Mit über 250 Displays ist die Metro Stockholm eine attraktive Plattform, um Menschen zu erreichen. Es ist jedoch ein intensives Umfeld, in dem wir den Nutzern gerne mehr positive Erfahrungen geben möchten. Unsere Screens erreichen täglich Millionen von Menschen, somit haben wir die einzigartige Gelegenheit, unsere Technologie und Infrastruktur zu nutzen, um mit Stockholms Pendlern in Kontakt zu treten und ihnen eine neuartige Kunsterfahrung zu bieten", so Finn Wikander, Chief Product and Innovation Officer von Clear Channel Scandinavia.

Maßgeschneiderter Algorithmus

Die Kunstwerke wurden von sechs internationalen Künstler geschaffen, und sollen ein besonders positives Gefühl - wie etwa Glück, Frieden, Energie, Ruhe, Liebe oder Sicherheit ausdrücken. Jedes dieser Kunstwerke ist das Gegenstück zu einem negativen Gefühl der Pendler, das von einem maßgeschneiderten Algorithmus erfasst wurde.

Dazu wurden öffentliche Daten verwendet, die aktuelle Suchbegriffe, Social Media-Status-Updates, Nachrichtenartikel und Reiseverkehrsinformationen beinhalten. Auf Basis dieser Daten interpretiert der Algorithmus, ob Menschen traurig, ängstlich, müde, gestresst, gereizt oder ängstlich waren.

Michael Katzlberger, Geschäftsführer der Wiener Digitalagentur Tunnel23

Auch in Wien gut aufgehoben

Michael Katzlberger, Geschäftsführer der Wiener Digitalagentur Tunnel23, findet die Aktion in der schwedischen Hauptstadt "sehr gelungen": "Es gibt mittlerweile einige DOOH Cases, die mit Passanten interagieren. Manche von ihnen nutzen Daten-Feeds, andere Machine Learning Anwendungen."

Je weiter die Technologie voranschreite, umso mehr Möglichkeiten gebe es für kreative Köpfe. "Computer sind keine dumme Materie mehr", gibt Katzlberger zu bedenken. "Sie sammeln Wissen, kreieren, lernen und agieren schon viel autonomer als die meisten Menschen glauben mögen." Der Tunnel23-Chef ist überzeugt, dass die Zukunft der Werbung datengetrieben sei: "Universaltechnologien wie die KI werden zu einer Intelligenzexplosion führen und die Kreation, Produktion und Auslieferung von Kampagnen massiv beeinflussen. Dazu liefern natürlich auch Echtzeit-Daten interessante Einblicke."

Seiner Ansicht nach wären die Kunstplakate auch in einer Kulturhauptstadt wie Wien gut aufgehoben. "Der Grund, warum wir in Österreich nicht mehr Projekte wie diese sehen, ist die sehr unterschiedliche Infrastruktur der DOOH Anbieter, mit der man als Agentur konfrontiert ist", so Katzlberger.

Fotos: Metro-Stockholm © Clear Channel; Michael-Katzlberger.jpg © Tunnel23