Sich vor dem weltberühmten "Kuss" von Gustav Klimt im Belvedere in Pose werfen, knipsen, Foto prüfen, nochmal abdrücken, Farbfilter drüber, Hashtag dazu und teilen. Wer heute die Welt sieht, möchte, dass die Welt dabei zusieht. Auf der Jagd nach dem perfekten Schnappschuss samt dazugehöriger "Likes" vergisst manch Urlauber seine Umgebung.
Die Stadt hinter den Fotos genießen
WienTourismus greift dieses Phänomen in seiner neuen, von Wien Nord konzipierten Kampagne auf und propagiert dabei den "Digital Detox" - die digitale Entgiftung. Eine aktuelle Plakatkampagne in europäischen Großstädten zeigt Reisende, die mehr mit ihrem Smartphone als der eigentlichen Attraktion beschäftigt sind. Im Hintergrund der Sujets sind klassische Wien-Attraktionen zu sehen, ins Bild gesetzt wird aber die skurrile Situation des Fotografierens.

Weniger fotografieren, mehr erleben
Ein großer Hashtag in der Bildmitte verstellt zusätzlich die Sicht und steht für "eine verlorengegangene Freiheit, den Urlaub in all seinen Facetten uneingeschränkt genießen zu können". Die Botschaft lautet: "Wien sehen - nicht #Wien." Sie ist in Deutschland auf rund 700 City Lights und auf Plakaten in Londons U-Bahn großflächig zu sehen. Online wird die Zielgruppe auf Social Media Kanälen und auf unhashtag.vienna.info weitergeführt.
Roter Hashtag statt echter Kunst
Kampagnenbestandteil war auch eine Kooperation zwischen dem Belvedere und WienTourismus: Wer Klimts "Kuss" Anfang November im Oberen Belvedere besuchte, bekam an diesen Tagen eine Replik zu sehen, die mit einem großen, roten Hashtag überklebt war.
Un-HashtagKlimt!

Im Spannungsfeld zwischen Kulturgenuss und Urlaubserinnerung
"Wir machen bei dieser Aktion mit, weil wir uns als Museum genau im angesprochenen Spannungsfeld zwischen digitaler Kommunikation und Kunstgenuss bewegen. Wir ermöglichen das Fotografieren in unseren Ausstellungsräumen und freuen uns über Social Media Beiträge, gleichzeitig ist uns wichtig, dass unsere Besucher die Kunstwerke in Ruhe erleben können. Hier eine Balance zu finden, ist eine tägliche Herausforderung", so Stella Rollig, Generaldirektorin Belvedere.
"Wien bietet die Erlebnisse einer Metropole ohne die Stressfaktoren einer Metropole, das zeichnet uns im Vergleich zu unseren Mitbewerbern aus. Daher regen wir unser Publikum aktiv an, Augenblicke und Attraktionen bewusster mit allen Sinnen zu genießen - Selfies gerne weiterhin, doch etwas weniger oft und souveräner zu gebrauchen", erklärt WienTourismus-Chef Norbert Kettner.
Fotos:
Stella-Rollig_Norbert-Kettner © Rainer Fehriger
London-Waterloo-Station 1 und 2 © Roman Mittermayr